Niemand von Kizunafan ================================================================================ Kapitel 63: Siams Befreiung Teil 2 ---------------------------------- Kapitel 64 Nachdem er die Ritualerinnerung gesehen hatte, war dem Wächter klar gewesen, dass die Befreiung von Siam nicht einfach werden würde. Das zerreißen der Seele und alles was dazu gehört, war zwar nicht dasselbe, kam aber der Schaffung eines Horkrux ganz schön nahe. Um einen Horkrux zu schaffen, musste man jemand ermorden, was die eigene Seele spaltete und dieses abgespaltene Teil konnte man irgendwo sicher verwahren. Man war gewissermaßen unsterblich, aber verlor dabei einen Teil seiner Seele. Hier war Siam geopfert worden. Es würde Black Shadow nicht überraschen, wenn das keine Auswirkungen gehabt hatte. Außerdem waren seitdem 30 Jahre vergangen. Wer wusste schon, wie sich das auf den Magischen Kern des Elementalkindes ausgewirkt hatte. Derzeit befand sich der Wächter in völliger Dunkelheit. Seit er das Siegel passiert hatte, war viel Zeit vergangen. Ob eine Stunde oder mehr konnte er nicht wirklich abschätzen, aber wahrscheinlich spielte das an diesem Ort keine Rolle. Er war eigentlich jemand mit einer ausgezeichneten Orientierung, hatte aber genau jene verloren - er hatte sich verirrt. Er war nicht etwa falsch abgebogen oder sonst etwas in der Art. Er war in einer Wüste gelandet, aber nicht etwa Sand, Gestein oder sonst was Wüste, sondern eine aus Finsternis und Leere und zwischen all der Leere unendliches Nichts. Na wunderbar. So viel Nichts bekam man nicht immer. Es gab dagegen meist nur ein Hilfsmittel. Das Nichts mit etwas zu füllen. Bevor er jedoch dazu kam, sich irgendwas auszudenken, hörte er plötzlich eine Stimme. Sie lockte ihn weiter zu gehen, immer weiter, ohne nachzudenken, ihr zu folgen. Was er zuerst auch tat. Er merkte es fast zu spät. Er stand knietief im Wasser, direkt da wo die Stimme ihn hin gelockt hatte - die Stimme einer Sirene! Er sah sich um und erblickte sie nicht weit entfernt von ihm. Doch anstatt wie alle anderen Sirenen und Meerjungfrauen auch auf einem Fels zu hocken und Seemänner mit ihren Gesang so irre zu machen, dass sie ins Wasser sprangen und ertranken, hing diese an Marionettenfäden über einem Teich und aus ihrem Mund tropfte Wasser und Blut. In diesem Teich stand er gerade. Doch bevor er sich umdrehen konnte, um wieder ans Ufer zu kommen, tauchte die Sirene ihren Fischschwanz kurz ins Wasser und ein Bild von Siam erschien auf der Wasseroberfläche. Sie starrte ihn mit türkisen Augen an und murmelte immer wieder Kinderverse über verlorene, verirrte Kinder an einer Schnur, die aufgereiht nach Hause fanden. Wirklich nicht hilfreich. „Also... schön das du mich hergeholt und nicht gleich ertränkt hast. Ich wüsste nur gerne, wie und wo es nun weiter gehen soll!", sagte er. "Du... suchst... ein... verlorenes... Kind!", brachte die Sirene stöhnend hervor. „Ja." "Such... die... Tür... und... such... deren... Wächter... und... entscheide... dich … für... die... richtige... Richtung..." „In welche Richtung muss ich gehen?" "In... sieben... und... eine... und... oben... und... raus... und... keine... nimm... niemals... den... falschen... Weg... lüge... nicht... betrüge... nicht. Deine... Wahrheit... zählt... nicht... alles... ist... wahr... und... nicht... alles... ist... falsch..." „Danke" "Nimm... etwas... vom... Wasser... mit..." Der Wächter beschwor eine Flasche und füllte sie mit Teichwasser und ging dann auf die Suche nach einer Tür, was nicht ganz leicht war. Denn kaum das er den Teich verlassen hatte, war der Boden weg. Genauer gesagt, war der Boden schon noch da. Aber erstens nicht mehr derselbe und zweitens mehrere tausend Meter unter ihm. Luft. Hier war nichts außer Luft und Wolken. Aber er stürzte nicht etwa ab, etwas hielt ihn fest. Und er stand auf einer Wolke. Hinter ihm hörte er etwas leise flüstern: "Nicht... bewege dich nicht zu heftig... du bist schwer... und wenn du zappelst, noch schwerer... dann kann ich dich nicht mehr halten... und dann fällst du..." Black Shadow blieb ruhig und fragte: „Wer bist du?" "Ist das nicht egal? Dreh dich um..." Das tat der Wächter. Das Wesen, dass ihn auf der Wolke hielt, sah gar nicht gut aus. Man konnte von ihm nicht sagen das es ein Engel war. Vermutlich war dies ein Mischling, ein Halbengel. Er hatte Geschichten gehört, dass diese Wesen in verzweifelten Herzen hausten, das sie das beste Abwehrmittel gegen Wahnsinn waren. Das sie einen enormen Beschützerinstinkt hatten, wenn sie einmal den Ort und das Wesen gefunden hatten, welches sie wirklich brauchte. Dieser Halbengel war wirklich in einem jämmerlichen Zustand. Sämtliche Federn seiner Flügel waren gebrochen und immer wieder mit Draht geflickt. Und auch sonst hatte er überall Verletzungen. "Du bist da... Endlich...", murmelte der Halbengel. "Wir haben schon so lange auf dich gewartet... so lange... 30 Jahre... lange Zeit nur gewartet das jemand uns sieht, dass uns jemand wahrnimmt... das jemand unsere Schreie hört... endlich bist du da... endlich kannst du ihm helfen... Nicht mehr viel Zeit... Bitte... hilf ihm..." Das Wesen hustete gequält und konnte für kurze Zeit nicht richtig atmen. Dann sagte es: "Nimm... etwas... Luft... mit.", und blies ihm einen Hauch Wind ins Haar, der sich dort verfing und blieb. Einen Augenblick später stürzte der Wächter ab und landete dann in einem nur spärlich erleuchteten Höhlengang. Ihm blieb nicht viel übrig, als den Weg durch die Höhle zu nehmen. Es wurde immer heißer und bald sah er auch den Grund. Die Höhle führte direkt zu einem Lavasee! Und am Rand dieses Sees hockte ein angeketteter Drache. Er hatte ihn schon bemerkt, also war es sinnlos sich zu verstecken. Kaum war er etwas näher gekommen, hörte er in seinem Kopf: "Ein Wächter? Du solltest dich beeilen, Im Gefüge der Zeit hast du nicht viel davon. Wisse das der andere Junge, der entführte, der wahre Black noch eine Weile existieren wird, aber wie lange ist ungewiss. Wenn du ihn rechtzeitig findest, kann eine Geistübertragung noch stattfinden... und jetzt... nimm etwas Feuer und Metall mit... Geh! Geh bevor es zu spät wird! Uralte Pläne werden durch gepeitscht! Intrigen, vor langer Zeit geschmiedet, werden umgesetzt... Geh und helfe deinem Kind!!!" Kaum hatte Black Shadow ein kunstvolles Gefäß bekommen, in dem Feuer und flüssiges Metall schimmerten, verschwand alles um ihm herum und er stand in einem Wald. Dieser sah gleichzeitig völlig gesund und in Ordnung aus, als auch zerstört. Vor einem dürren entwurzelten Baum saß eine Dryade, vermutlich der Baumgeist dieses Baums und beweinte ihren Verlust. Sie sah auf, als er näher kam und sagte: "Uns allen rennt die Zeit davon... bald könnte es zu spät sein, das Vorhaben des Gegners aufzuhalten... Lass nicht zu das die Erde stirbt... Hier... nimm Erde und etwas Holz von meinem Baum mit... für uns ist es schon zu spät... aber ihm kannst du noch helfen..." Sie gab ihm ein kleines Gefäß mit Erde und Holz und flüsterte ihm ins Ohr: "Sei vorsichtig! Wir Vier sind völlig harmlos gewesen im Vergleich zu dem Wesen, welches du nun treffen wirst. Fall nicht darauf herein und denke an das, was dir am wichtigsten ist! Wenn du dort scheiterst, bist sowohl du als auch das Kind verloren!!!" Sie wandte sich von ihm ab und im selben Moment verschwand der Wald. Kurz war es dunkel und dann war alles voller Blut! Es stank grässlich, überall lagen Leichen, es brannte und überall war ein schreckliches, wahnsinniges Kichern zu hören. Er kämpfte sich durch die Ruinen zerstörter Häuser und versuchte nichts von diesem schrecklichen Rauch einzuatmen. Und plötzlich stand er an einem See. An einem Blutsee voller Fleisch und anderer Dinge, über die er wirklich nicht nachdenken wollte. Noch jemand stand am Ufer und war offensichtlich die Urheberin dieses Kicherns. Sie wandte sich ihm zu. "Gefällt dir dieser hübsche Platz? Wenn nicht, können wir ja den Ort wechseln. Ich habe noch so ein paar Schmuckstücke! Wirklich toll, musst du dir unbedingt mal ansehen!! Überall wo ich war, habe ich wirklich großartige Arbeit geleistet! Zuerst sagen sie immer Make Love not War! Und dann wollen sie aber doch ein paar Äpfel aus Nachbars Garten. Und dann passt ihnen die Gesichtsfarbe der Putzfrau nicht... Und dann hören sie immer mehr Berichte von bösen Leuten... Da braucht man doch Waffen als Verteidigungsmittel... Und hat die Putzfrau nicht die gleiche Religion, wie die bösen Leute aus den Nachrichten?... Da muss man doch etwas machen... das geht doch nicht...", kicherte die Frau. „Wer bist du?", fragte Black Shadow. "ICH bin DER HASS ", kicherte die Frau. "Man hat dich bestimmt schon vor mir gewarnt. Du hast sicher gesehen, in welcher Verfassung die Anderen sind. Ich hab die Sirene an Marionettenfäden gehängt, ich habe den Halbengel unendlich oft angegriffen, bis er in der jetzigen Verfassung war. Ich habe den Drachen angekettet, an einem hübschen warmen Ort, wo er in Ruhe verkokeln kann. Ich habe den Dryadenwald zerstört! Und weißt du was mir es möglich macht, all das zu tun, den Helfern des Kindes zu schaden? Es ist das Kind selbst! All diese wunderbaren Hassgefühle, diese Enttäuschung das nie jemand gekommen ist. Alleine der Hass auf die Blacks ist wie ein funkelnder Diamant! WUNDERSCHÖN!!!", rief sie. „Lass ihn in Ruhe. Verlasse diesen Ort!", schrie Black Shadow. "Aber,aber... bleiben wir doch vernünftig... ich war schon immer hier, ich bin genau wie die Liebe und alle anderen Gefühle ein essentieller Bewohner des Herzens. Und jeder Mensch, jeder Magier, jedes Lebewesen außer ein paar unwichtige Ausnahmen hat ein Herz. Ich habe eine Berechtigung hier zu sein, was diese Wesen eben nicht haben. Ich bin der Hass der Welt und überall wo ich bin, zerstöre ich. Siams Gefühle haben mich hergerufen, hier werde ich zerstören." Weiter kam sie nicht, denn Black Shadow griff sie an. Allerdings fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, was die Dryade gesagt hatte. Vielleicht wollte ihn der Hass ja zu einem Angriff provozieren! Also brach er ab, fühlte im selben Moment wie ihre Krallen seine Wange aufkratzten und dann war er plötzlich woanders. "Herzlichen Glückwunsch. Du hast es geschafft hierher zu kommen!", sagte jemand hinter ihm. Er drehte sich um. Vor ihm stand Siams Schlüsseljunge und Hüter seines Magischen Kerns. „Hallo Snake. Lange nicht gesehen!", sagte er. „Hallo Papa Shadow. Ich würde ja gerne mit dir über alte Zeiten plaudern, aber wir haben Wichtigeres zu erledigen. Ich bin der Türwächter der von dir gesuchten Tür. Hast du die sieben Dinge, die notwendig sind, um die Tür zu öffnen?", fragte Snake. „Meinst du die Sachen, die mir von den Anderen mitgegeben wurden? Hier! Allerdings sind das nur sechs Sachen." Er gab Snake das Wasser der Sirene, die Luft des Halbengels, das Gefäß des Drachen und das Behältnis der Dryade. Snake sagte: „Du irrst dich. Du hast die Krallenmarkierung des Hasses an dir!" Mit einer Handbewegung seinerseits entfernte er die Verletzung von Black Shadows Wange und übertrug sie auf einen Stein. „Und was jetzt?", fragte der Wächter. Snake lächelte und machte aus den mitgebrachten Dingen eine Tür. „Geh durch.", forderte er Black Shadow auf. „Auf der anderen Seite wirst du Siam finden und mit ihm reden können. Hoffentlich kannst du ihm helfen." Black Shadow öffnete die Tür und ging hindurch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)